Chronik St. Hubertus-Schützenbruderschaft Korschenbroich-Herrenshoff 1926 e.V.

Die Anfänge

Am 18. Juli 1926 wurde für die Honschaften Herrenshoff, Herzbroich und Raderbroich die Männerbruderschaft St. Hubertus Herrenshoff als eigenständige Bruderschaft gegründet. Bis dahin waren die Männer in die Korschenbroicher Bruderschaften St. Sebastianus und St. Katharina integriert.

Am 12. September 1926 wurde in den Anlagen der Restauration Wilhelm Jansen „Zum Nordpol“ (der im Jahre 2012 abgerissenen Gaststätte Bruss, Myllendonker Straße) das erste Königsvogelschießen abgehalten. Der erste König war Johann Gens aus Herzbroich, der dann im Jahre 1927 beim 1. Schützenfest der neugegründeten Bruderschaft aufzog.

1926 wurde auch der Auftrag zur Erstellung einer Fahne erteilt. Diese Fahne wurde am 22. Mai 1927 vom Präses der Bruderschaft Pfarr-Rektor Wilhelm Grimsehl geweiht. Der erste Aufzug mit der neuen Fahne war auf dem Schützenfest am Wochenende vom 28. bis 30. August 1927. Dieser Termin für das Schützenfest, der den letzten Sonntag im August als Hauptveranstaltungstag beinhaltet, wurde übrigens bis heute traditionell beibehalten.

Am 15. Oktober 1938 erhielt die St. Hubertus-Schützenbruderschaft eine weitere Fahne, um den vorhandenen Kassenbestand sinnvoll anzulegen, denn es bestand die Gefahr, dass die Gestapo die Bruderschaftskasse beschlagnahmte, wie das damals mit vielen Kassen kirchlicher Vereine der Fall war. Die kirchliche Weihe der neuen Fahne fand am 6. November 1938 statt. Diese Fahne ist die jetzige sogenannte 2. Fahne.

Von 1927 bis 1938 fanden durchgehend Schützenfeste statt. Berichte zu den einzelnen Schützenfesten in den Vorkriegsjahren wurden nicht erstellt. So liegen nur Bilder und mündliche Überlieferungen vor. Der jährlich stattfindende Königsvogelschuss wurde sogar noch bis einschließlich 1939 durchgeführt.

 

Einfluss der Kriegsjahre

Im Laufe des Jahres 1939 endete auf Befehl der Gestapo jegliche Tätigkeit der Bruderschaft. Erst 1949 trat sie wieder an die Öffentlichkeit. Königssilber und Bruderschaftsfahnen wurden gerettet. Das Königssilber wurde im Herbst des Jahres 1944 von Pfarrer Wilhelm Krebs im Beisein des Hauptlehrers der Volksschule Herrenshoff Heinrich Nierwetberg und seinen Söhnen in einem Versteck im Pfarrhaus eingemauert. Hier fanden auch die Monstranz, Kelche und sonstige wertvolle Gegenständer der Kirche ihren Platz. Diese Maßnahme war notwendig, um die Werte dem Zugriff der SS und den bald einrückenden feindlichen Truppen zu entziehen.

Die im Jahre 1927 angeschaffte Fahne hatte durch unsachgemäße Lagerung sehr gelitten und konnte 1958 zum letzten Mal getragen werden. Drei Fragmente dieser Fahne sind noch in der Bruderschaftsvitrine, die in der Herz-Jesu-Pfarrkirche Herrenshoff am 6. Januar 2016 platziert wurde, zu sehen.

 

Ebenfalls im Jahre 1958 wurde von den Schützenbrüdern Hardy Heyer, Willi Hoever, Andreas Jammers, Peter Katers und Willi Kox auf eigene Kosten eine Fahne in Auftrag gegeben und beim Schützenfest 1959 geweiht. Diese Fahne wird heute als 1. Fahne getragen.

Im Jahr 1949 trat Dionysius Rothausen als erster Schützenkönig nach dem Krieg auf. Er hatte eine mehr als 10-jährige Amtszeit, da er bereits 1939 beim Königsvogelschuss (s.o.) diese Würde errungen hatte. Der Erste, der nach dem Kriegsende die Königswürde der Bruderschaft erringen konnte, war im Jahr 1950 Willi Pütz. Vom 25. bis 28. August 1951 wurde das 25-jährige Jubiläum der Bruderschaft gefeiert. Jubilare wurden von Präses Pfarrer Spülbeck besonders geehrt, und als Höhepunkt wurde dem damaligen Präsidenten, Heinrich Nierwetberg, das vom Heiligen Vater verliehene Anno-Santo-Kreuz überreicht, das noch heute beim Schützenfest und zu besonderen Anlässen getragen wird. Jubiläumskönig war – wie auch seinerzeit der erste König der St. Hubertus-Schützenbruderschaft – Johann Gens.

Am 17. Oktober 1972 wurde die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Herrenshoff beim Amtsgericht in Mönchengladbach als Verein eingetragen und nennt sich fortan offiziell

„St. Hubertus-Schützenbruderschaft Korschenbroich-Herrenshoff 1926 e. V.“.

Zum 50-jährigen Jubiläum im Jahre 1976 zog Eugen Könes sen. als König auf.

 

Weitere Aktivitäten

In den folgenden Jahren etablierten sich durch die Mitglieder der Bruderschaft initiierte und durchgeführte Veranstaltungen, die dem Bruderschaftsgedanken entsprechend auf das Wohl des Nächsten ausgerichtet waren bzw. sind. Dazu gehört zum Beispiel auch das immer noch stattfindende und durch Karl-Heinz Hox im Jahre 1977 ins Leben gerufene Bruderschaftsfußballturnier. Zu erwähnen ist auch das Bruderschaftspokalschießen des Jägerzuges „Zum alten Zollhaus“ und das vom Jägerzug „Jägermeister“ von 1987 bis 2003 durchgeführte Bruderschaftskegelturnier mit anschließender Preisverleihung beim Tanz in den Mai. Auch wären die seit dem 15. und 16. Mai 1976 alle zwei Jahre stattfindenden Pfarrfeste ohne Mitwirkung der Bruderschaftler schwerer zu realisieren gewesen.

Die sogenannte Freibieraktion in der Gaststätte Mevissen (später Reichartz) anlässlich des dort stattfindenden Krönungsballs erfolgte unter anderem mit Bierspenden der Vereinigung der Herrenshoffer/Raderbroicher Wirte, die bis Anfang der 1970er Jahre den Zeltausschank innehatten. Nach Übernahme der Bewirtung durch den Zeltbetreiber wurde der Krönungsball fortan im Festzelt veranstaltet, und die Freibieraktion wurde zu einem Freibier-Frühschoppen auf dem Schulhof und ab dem Jahre 2000 zu einem Sommerfest am Jugendheim. Dieses vom Vorstand und später von verschiedenen Schützenzügen organisierte Fest wurde 2010 letztmalig durchgeführt. Teile der Reinerlöse aller oben erwähnten Veranstaltungen wurden stets sozialen Zwecken zugeführt.

Im Jahre 1994 startete der Schützenbruder Holger Neuhs eine Initiative in Sachen Implementierung eines Video- und Bilderarchivs. In unzähligen Stunden der Recherche und Besorgung von Zeitdokumenten gelang es ihm, ein stattliches Archiv aufzubauen, in dem die bedeutsamen historischen Ereignisse, aber auch die Zeitzeugen in Bild, Film oder Schrift seit dem Gründungsjahr 1926 bis heute festgehalten sind.

 

Holger Neuhs war es auch, der im Jahre 2001 ein Festheft anlässlich der Schützenfeste ins Leben rief. Neben zahlreichen interessanten aktuellen Informationen über unsere Bruderschaft und zum jeweils anstehenden Schützenfest finden sich hier über 100 Inserate von Werbeträgern wieder, die nicht nur dieses Festheft finanzieren. Holger Neuhs hat vielmehr damit eine regelmäßige Einnahmequelle geschaffen, die wesentlich zum jährlichen Budget der Bruderschaft beiträgt.

Der Seniorennachmittag der Bruderschaft, der im Jahre 2000 ins Leben gerufen wurde und vom Vorstand und König mit Ministern ausgerichtet wird, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Ebenso gehören die Betstunde am Gründonnerstag und die regelmäßig seit 1986 alle zwei Jahre stattfindenden Bus-Wallfahrten, die von 1999 bis 2015 von Schützenbruder Heinz Höch organisiert wurden, zum Bestandteil der Bruderschaftsaktivitäten.

Ein Höhepunkt des Bruderschaftslebens war sicherlich das 75-jährige Jubiläum im Jahre 2001. Die Feierlichkeiten mit dem Festkommers am Freitag im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt, der Tanzabend am Samstag mit Show-Einlagen und Stargast Graham Boney und der Festumzug am Sonntag mit vielen Teilnehmern der befreundeten Bruderschaften bei tollem Wetter zeigten wieder einmal, das Bruderschaftstradition weit mehr ist als fröhliches Beisammensein an einem spätsommerlichen Wochenende. König im Jubiläumsjahr und anschließend Minister im Bezirksverband Mönchengladbach/Rheydt/ Korschenbroich war Michael Keinath.

 

Kirchliche Verbundenheit

In den nachfolgenden Jahren ergaben sich viele Veränderungen, so auch in der Kirche. Durch Umgestaltung der Pfarrgemeinden innerhalb Korschenbroichs und einer Versetzung wurde Pfarrer Dr. Albert Damblon im Jahre 2003 mit einem Großen Zapfenstreich vor der Kirche als Präses der St. Hubertus-Schützenbruderschaft ehrenvoll verabschiedet. Als sein Nachfolger trat Pfarrer Frank Josef van de Rieth das Amt als neuer Präses unserer Bruderschaft an. Keine leichte Aufgabe, denn künftig sollte er noch für fünf weitere Bruderschaften im Stadtgebiet zuständig sein. Sicherlich nicht zuletzt der hohen Belastung geschuldet, musste Präses van de Rieth im Jahre 2011 seine Tätigkeit ebenso aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, wie seine beiden Nachfolger Pater Siegmund Malinowski (2011 bis 2012) und Pfarrvikar Hermann-Josef Schagen (2013 bis 2019). Seit 2020 ist Pfarrer Marc Zimmermann der Präses der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Herrenshoff.

Am 17. April 2017 überreichte der stellvertretende Bundesschützenmeister, Wolfgang Genenger, dem damals amtierenden Präsidenten der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Herrenshoff, Karl-Heinz Hox, im Ostermontag-Gottesdienst ein neues Anno-Santo-Kreuz, das mit Spenden von den Vorstandsmitgliedern Günter Naus und Günter Zester finanziert wurde.  Ein Erwerb dieses sogenannten Präsidentenkreuzes ist nur möglich, wenn ein Papst das Heilige Jahr ausruft. Das war im Jahre 2016 der Fall. So wohnten der Zeremonie viele Besucher und uniformierte Schützen bei. Anschließend ging es dann zur Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ in Raderbroich, wo die Generalversammlung der Bruderschaft stattfand. Fortan befinden sich also jetzt zwei Anno-Santo-Kreuze – das erste ist aus dem Jahre 1950 – im Besitz des Vorstandes der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Herrenshoff.

 

Die jüngsten Herausforderungen

Mitte des Jahres 2003 teilte der Jägerzug „Jägermeister“ dem Vorstand mit, dass er den bis dahin seit vielen Jahren von ihm durchgeführte „Tanz in den Mai“ nicht mehr veranstalten werde. Seit dem Jahre 2004 wird daher diese Veranstaltung – auf Initiative und großem Engagement des damals amtierenden Beisitzers Dietmar Rippegather – durch den Vorstand der Bruderschaft organisiert und durchgeführt.

Mit guten Besucherzahlen hat sich die Veranstaltung als großes „Auftakt-Event“ unseres Schützenjahres mittlerweile bewährt. Besonders erwähnenswert ist die gute Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Herrenshoff und dem Bundesschützen-Tambourcorps „Nordstern“ Herrenshoff 1921, die das inzwischen traditionelle Maibaumsetzen vor der Tanzveranstaltung am Jugendheim ausrichten. Bis 2012 fand es auf der Grünfläche Ecke Schlömerweg/Myllendonker Straße statt. Dort stand zwischenzeitlich auch das vom ursprünglichen Standort „Am Graben“ versetzte Wegekreuz, das – gestiftet vom ehemaligen Hauptmann Peter Klother als Dank für sein Überleben der Kriegsjahre – jetzt seine Heimat an der Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Herrenshoff gefunden hat.

Mit der Zeit war das Königssilber der Bruderschaft in die Jahre gekommen. Immer öfter mussten aufwändige Reparaturen zum Erhalt des Silbers vorgenommen werden. Schließlich wurde auf der Generalversammlung der Bruderschaft am 28. Mai 2005 ein Königssilberausschuss ins Leben gerufen, der mit der Erneuerung des Königssilbers beauftragt wurde. Den Vorsitz hierbei übernahm Schützenbruder Fritz Otten. Im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfung, Planung und Gestaltung wurde letztlich ein neues Königssilber entworfen und nach Beschluss der Generalversammlung 2005 in Auftrag gegeben. Zum 80sten Geburtstag der Bruderschaft im Jahre 2006 konnte das neue Königssilber feierlich durch den damaligen Präses Frank-Josef van de Rieth zum Schützenfest geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Die neue Königskette veranschaulicht unser Verständnis für Gaube, Sitte und Heimat durch Abbildungen unserer Kirche „Herz-Jesu“, unseres Schutzpatrons, dem Heiligen Hubertus, und dem Schloss Myllendonk. Erstmalig getragen wurde es im selben Jahr durch seine Majestät König Eugen Könes jun. Das alte Königssilber befindet sich in der bereits erwähnten Bruderschaftsvitrine in der Herz-Jesu-Pfarrkirche Herrenshoff.

Am 25. Juli 2004 wurde auch der Musikausschuss ins Leben gerufen. Dieses Gremium kümmert sich seitdem um die Beschaffung der passenden Musikkapellen und Tambourcorps für die Umzüge und die Bands für die Zeltveranstaltungen. Den Mitgliedern gelingt seit Jahren der erfolgreiche Spagat, hochwertige und dennoch für unsere kleine Bruderschaft bezahlbare Künstler zu engagieren.

Um in einer Welt der wachsenden Freizeitangebote und steigenden elektronischen Kommunikation genügend Nachwuchs zur Aufrechterhaltung der Mitgliederzahl begeistern zu können, wurde 2008 von Jens Reiners und Dirk Philippen unsere Jugendabteilung ins Leben gerufen. Unterteilt in die Hubertusknaben und den Hubertus-Jungschützen ziehen seitdem zwischen 20 und 30 Nachwuchsschützen beim Schützenfest auf und unternehmen im Jahresverlauf – nicht zuletzt mit Unterstützung der Eltern – etliche Gemeinschaftsaktivitäten. Belohnt wurde diese Initiative der Bruderschaft bereits mit der Gründung des Schützenzuges „Von allem Jett“, der 2011 aus der Nachwuchsriege entstanden ist.

Ab dem Jahre 2015 wurden ein paar grundlegende organisatorische Entscheidungen getroffen, die einige Veränderungen mit sich brachten. Das mit lustigem, aktuellem und informativem Inhalt aufwartende Hirschpaper, das immer montags zum Klompeball ausgegeben wird, wurde erstmalig präsentiert. Das Bruderschaftseigentum wurde inventarisiert und das bisher papierhaft geführte Archiv wurde eingelagert und auf ein internetbasiertes zentrales Ablagesystem umgestellt. Da man sich den modernen Medien nicht verschließen wollte, wurde ein WhatsApp-Newsletter eingeführt und die Webseiten auf Facebook und auf der Homepage neugestaltet.

Am 14. Dezember 2017 wurde der Förderverein der Bruderschaft „Heimat- und Förderverein Herrenshoff-Herzbroich-Raderbroich“ ins Leben gerufen. Zu den Ideengebern gehörten die Vorstandsmitglieder der Bruderschaft Dennis Neuss und Volker Rippegather, der auch zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde.

Seit Jahrzehnten wurde das Festzelt für die Veranstaltungen der Bruderschaft durch die Firma „Zelte-Hochhausen“ aus Bedburg gestellt bzw. gebaut. Durch die Geschäftsaufgabe des Inhabers Heinz Vontz im Jahre 2019 musste man sich seitens der Bruderschaft neu orientieren. Zum 30. April 2019 wurde mit Karl-Heinz Oellers, der der Inhaber der Firma „Zelte Oellers GmbH“ aus Erkelenz ist, ein neuer Vertrag geschlossen.

Im Jahre 2020 bedrohte der Corona-Virus weltweit die Gesundheit der Menschen und brachte das gesellschaftliche Leben nahezu zum Erliegen. Da die Kontaktmöglichkeiten zur allgemeinen Sicherheit stark von Regierungsseite her eingeschränkt wurden, musste das Schützenfest zum Schutz der Bevölkerung gezwungenermaßen zum zweiten Mal in der Geschichte der Bruderschaft ausfallen. Die Amtszeit des amtierenden Schützenkönig Kevin Witt wurde bis ins Jahr 2021 verlängert.

Die Geschichte geht weiter

Die nach wie vor rege Beteiligung von Schützen und Bevölkerung an den Schützenfesten und Veranstaltungen in den vergangenen Jahren bestärken die Verantwortlichen der Bruderschaft in der Fortsetzung ihres Handelns für Glaube, Sitte und Heimat. Und so wird das Schützenwesen auch im 21. Jahrhundert für Viele weiterhin Mittelpunkt gemeinsamer Arbeit sein – wenn nötig auch mit dem Ziel, nach neuen Wegen und Lösungen zu suchen, die den wirtschaftlichen Rahmen genauso im Blick haben wie die über Jahre bewahrte alte Tradition und das Brauchtum in Herrenshoff und Umgebung.

 

Herrenshoff, August 2020