Chronik Jägerzug „Zum alten Zollhaus“
Die Geschichte des Schützenzuges „Zum alten Zollhaus“ hat 1955 begonnen, nachdem sich dieser Zug aus „Ruhrenhütte“ neu gegründet hatte. Wer die Gründungsmitglieder waren, ist klar, warum der Zug den Namen Zollhaus bekam, ebenso. Das Zollhaus war eine wichtige Einnahmequelle für die Herren und Damen des Schlosses Myllendonk, die einen Zoll auf die Nutzung von Straßen, Wegen, der Nutzung der Niers und der Überquerung derselben, erhoben. Da es einen (teuren) Zoll für Fuhrwerke gab, Menschen aber eben auch keine nassen Füße bekommen wollten, gab es an dieser Stelle des Waterwegs im Sumpf der Niers die „Drei Steine“, die eine trockene Nutzung des Wegs ermöglichten. Von den fünf Gründungsmitgliedern des Zuges ist anzunehmen, dass sie diesen Umstand kannten und sich deshalb des Namens „Zum alten Zollhaus“ bedienten, um daran zu erinnern.
Schon bald nach der Gründung wuchs der Zug auf eine vernünftige Anzahl von einem Dutzend Mitgliedern, die neben der Kirmesfeier auch privat zusammenhielten. Man betrieb den in den 60er Jahren aufgekommenen Schießsport mit Ambition und nahm viele Jahre recht erfolgreich an den Rundenwettkämpfen teil. Kurz und gut: Das Vereinsleben nahm seinen Lauf, ohne dass der Zug jemals einen Vereinsstatus gehabt hätte.
Waren die ersten 40 Jahre des Zuges bis 1995 noch dadurch gekennzeichnet, dass man alle 3-4 Jahre in die Organisation des Schützenfestes eingebunden war, weil Zollhaus einfach oft und gerne „ja“ antwortete, wenn man Minister- oder Königszug sein konnte, so änderte sich dies später.
Der neue Präsident der Bruderschaft – damals der recht frischgewählte Markus Tschirner – wollte das Silber nicht „nur so“ im Jahr 2000 durch den Ort tragen (ein anderer Anwärter auf die Königswürde wurde bedauernswerterweise nicht gefunden), sondern entschied sich mit Unterstützung des Zuges, selbst den Vogel von der Stange zu holen und offiziell König zu sein.
Es war ein schönes Fest, auch wenn es einige Male am Sonntag geregnet hatte. Der Freude tat dies aber keinen Abbruch und der Zug genoss dieses Schützenfest, das einen sehr familiären Rahmen hatte.
Viele wissen, dass das Jahr, in dem man Minister- oder gar Königszug ist, immer einen engen Zusammenhalt hervorruft. Man sieht sich viel häufiger als üblich, die gemeinsame Arbeit und das gemeinsame Feiern bindet Menschen einfach enger aneinander. Das ist wohltuend und führt zu eben den Freundschaften, die heutzutage ja nicht mehr so leicht zu knüpfen sind. Noch schöner ist aber jeweils das Jahr danach, denn dann freut man sich, endlich im Januar bei der Versammlung oder im Mai beim Zugkönigschuß die Freunde wiederzusehen und frei von Verpflichtungen einfach mal ein Jahr feiern zu können.
Im Jahre 2001 trat Frank Kox in unseren Zug ein, weil er König werden wollte und sein bisheriger Zug ihm diese Unterstützung wohl nicht zugesagt hatte. Ein netter, lustiger Kerl, der sich seinen Traum mit unserer Hilfe erfüllen wollte, so hatte es zunächst den Eindruck. Er engagierte sich und schoss den Vogel dann auch mit Zustimmung in 2002 von der Stange, also: Zollhaus war schon wieder Königszug in 2003. Allerdings war Frank zuvor krebsbehandelt worden und hatte Zeit nötig, sich zu erholen. Er hatte tolle Hilfe von Detlev Pochadt und Frank Meuser, die mit ihren Frauen ein fantastisches Gespann darstellten. Der Zug engagierte sich im Vorfeld noch massiver als sonst, um den Dreien behilflich zu sein. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Wir litten 2 Wochen mit Frank, dem es täglich schlechter ging.
Fast alle hatten eine Woche zuvor schon Urlaub und brachten das ganze Haus – nicht nur die Residenz – auf Vordermann. Am Ende war dies die Kirmes, die uns mehr zusammenschweißte als jede zuvor und danach: Wir haben gemeinsam gearbeitet, gefeiert, gebetet, geweint und gelacht wie nie.
In 2005 war es wieder Markus Tschirner als König mit voller Unterstützung des Zuges, in 2012 halfen wir bei Heinrich Engelbert Rothausen, der mittlerweile unserem Zug angehört und in 2015 war der zunächst letzte König des Zuges Horst Greven, der die heißeste Kirmes der Nachkriegszeit feierte.
Seitdem ist es im Zug etwas ruhiger geworden, denn auch wir sind älter geworden und haben die Hälfte der Mitglieder als Passive. Es ist sehr schade, dass es nicht mehr so viele Aktive sind, die die Schützenfeste mitfeiern können. Es bedarf einer Auffrischung – hieran arbeiten wir. Viele „Zollhäusler“ werden auch das 75-jährige des Zuges noch feiern können, aber wir wünschen uns einen Generationenwechsel.
Wir brauchen eine behutsame Erneuerung, die Schwung in den Laden bringt, Mitglieder, denen die Leitwerte unserer Bruderschaft Glaube, Sitte und vor allem Heimat wichtig ist.
Heimat ist unser Schützenzug für viele Mitglieder in den letzten 20 Jahren geworden, auch wenn wir Zugezogene in unseren Reihen haben, Neumitglieder, Umsteiger aus anderen Zügen und hoffentlich bald einige neue Mitglieder.
Wir sind zuversichtlich, dass wir auch die „75“ feiern werden. Wahrscheinlich sind wir dann nur etwas reifer geworden.
Anno Domini 2020